Offener Brief an OB Katja Dörner

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

 

als ehemalige Bewohnerin der Bonner Altstadt ist Ihnen die Bedeutung von Frankenbad und Platz für das wohnortnahe Schwimmen und das gesellschaftliche Miteinander sicherlich sehr bewusst. Nach Jahren immer wieder gemachter und gebrochener Versprechungen waren wir

sehr froh und erleichtert, dass sich die neue Ratsmehrheit zum Baudenkmal Frankenbad bekennt. Laut Koalitionsvertrag wollen Grüne, SPD, Die Linke und Volt das Frankenbad „priorisiert als erstes Sanierungsprojekt des Bonner Stadtbezirks angehen. Dabei streben wir einen Baubeginn in 2023 an.“ Den Worten ließ die Koalition auch Taten folgen: Die erforderlichen Gelder in Höhe von 34 Mio. Euro sind im neuen Doppelhaushalt laut Medienberichten eingeplant. Und die Sanierung könnte laut bisherigen Aussagen der Verwaltungsvorlage 2024 beginnen.

 

Die Frankenbadfreunde begrüßen ebenfalls die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Nach jahrelangem Einsatz für eine denkmalgerechte Sanierung des Bades unter dem Motto „In Kunst schwimmen“ weist die Studie nach, dass die Idee umsetzbar ist. Neben dem Schwimmen können kulturelle und quartiersbezogene Nutzungen ohne massive Eingriffe in die Bausubstanz untergebracht werden und so einen soziokulturellen Mehrwert schaffen. Auch der auf Initiative der Linksfraktion gestellte Koalitionsantrag, dass sich aus der Sanierung des Sportpark Nord und dem Betrieb des geplanten Interimsbades keine zeitlichen Verzögerungen für die beschlossene Sanierung des Frankenbades ergeben dürfen, wurde im Rat am 28.06.2021 mit breiter Mehrheit gegen die Stimmen von CDU und AfD beschlossen. Mit diesem Beschluss hat die Ratsmehrheit nochmals bekräftigt, wie wichtig ihr die Sanierung des Frankenbades in dieser Ratsperiode ist.

 

Umso mehr sind wir nun über die aktuelle Entwicklung irritiert: Nur wenige Tage nach den oben genannten Ratsbeschlüssen soll in der Mitgliederversammlung der Schwimm- und Sportfreunde Bonn e.V. (SSF) der Eindruck entstanden sein, dass der oben genannte Koalitionsantrag, wonach explizit die Sanierung des Sportparks Nord und der Bau des Interimsbads durch die SSF zu keinen Verzögerungen bei der Sanierung des Frankenbades führen darf, nicht ernst genommen wird – weder vom Vorstand der SSF noch von der Verwaltung der Stadt Bonn, die als Gast zugegen war.

 

Auf die Nachfrage, wie die in der Versammlung vorgestellte Zeitplanung für Bau und Betrieb des Interimsbades mit der sich daran anschließenden Sanierung und Erweiterung des Schwimmbads im Sportpark Nord zu der Aussage passe, mit der Sanierung des Frankenbades 2024 beginnen zu können, soll die Verwaltung geantwortet haben, es sei ohnehin sehr fraglich, ob mit der Sanierung des Frankenbades bereits 2024 begonnen werden kann. Ferner soll von Seiten des Vorstands der SSF die Forderung formuliert worden sein, dass die Vereinsmitglieder der SSF bei der Nutzung des Interimsbades Vorrang haben, zumal dessen Wasserfläche erheblich geringer sei als die im Schwimmbad des Sportpark Nord. Dies hätte aus unserer Sicht zur Folge, dass es zu Konflikten zwischen den SSF-Mitgliedern, anderen Vereinen und dem Schulschwimmen kommt und andere Interessengruppen das Nachsehen haben.

 

Insgesamt ist somit der Eindruck entstanden, dass die Verwaltung in monatelangen nichtöffentlichen Verhandlungen mit dem Verein SSF die Prioritäten bei der Sanierung der Hallenbäder zugunsten des organisierten Sports und zulasten des Breitensports zu verschieben versucht.

Bei Erfolg droht folgendes Szenario:

  • Das nichtöffentliche Schwimmbad im Sportpark Nord wird als erstes saniert,
  • inkl. Erweiterung zu einem nichtöffentlichen Wettkampfbad,
  • die Öffentlichkeit muss weiter auf die Sanierung des Frankenbades warten,
  • bis ggf. durch fortschreitenden Verfall eine Sanierung zu teuer wird
  • und das zunächst exklusiv für Mitglieder der SSF zu bauende Interimsbad für 10 Mio. Euro wird am Ende von der Stadt Bonn gekauft, also auf Kosten der Öffentlichkeit.

Sehen wir das richtig, dass sich in Zeiten einer grünlinken Ratsmehrheit ein einflussreicher wohlhabender Verein mit Hilfe der Verwaltung zulasten der Öffentlichkeit derartige Vorteile verschaffen kann – ohne Transparenz und demokratische Legitimation? Die Bonner Bürgerinnen und Bürger haben den Wechsel gewählt. Das Vorgehen der Verwaltung wirft die Frage auf, ob der Wechsel in allen Teilen der Verwaltung bereits
angekommen ist. Wir sehen Parallelen zur Vorgehensweise beim Wasserlandbad. Auch damals wurde gegen die Interessen der breiten Öffentlichkeit ein Konzept zugunsten des organisierten Sports „durchgedrückt“. Wir hoffen, dass aus zwei Bürgerentscheiden Politik und Verwaltung gelernt haben und der Wechsel in der politischen Führung Früchte trägt.

 

Wir möchten Sie bitten, die entstandenen Irritationen auszuräumen und sich als Verwaltungschefin intern ebenso wie gegenüber dem Rat dafür einzusetzen, dass die gemachten Versprechungen und Beschlüsse endlich umgesetzt werden und mit der Sanierung des Frankenbades spätestens 2024 begonnen wird – ohne Wenn und Aber!

 

Aus unserer Sicht sind dazu folgende wesentliche Schritte dringend geboten:

  1. Festlegung einer verbindlichen Zeitschiene mit Optimierung der Planungszeit,
  2. vertragliche Vereinbarung mit dem SSF mit Festschreibung der ersten Jahreshälfte 2024 als Übergabezeitpunkt des Interimsbades an die Stadt,
  3. frühzeitige Bürgerbeteiligung, um die Ansprüche aller Nutzerinnen und Nutzer bei der Planung der Sanierung des Frankenbades berücksichtigen zu können.

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, die Frankenbadfreunde würden es sehr begrüßen, wenn Sie nach der Sommerpause eine entsprechende Vorlage zu unseren Forderungen in die politischen Beratungen einbringen. Bitte sorgen Sie dafür, dass das marode Baudenkmal Frankenbad nicht noch mehr verfällt und noch in dieser Ratsperiode endlich mit der Sanierung des Frankenbades begonnen wird – so wie angekündigt und demokratisch beschlossen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Der Vorstand von Freundinnen und Freunde des Frankenbades e.V.
Jürgen Baumann, Melanie Kirk-Mechtel, Hildegard Kinzel, Jens Kneese, Jost Vantroyen

 

Ratsbeschlüsse vom 28.06.2021...

... zur Zukunft und Sanierung des Frankenbades:
https://www.bonn.sitzung-online.de/public/to020?TOLFDNR=2005896&SILFDNR=2000272

... zur Errichtung eines Interimsbades im Stadtbezirk Bonn:
https://www.bonn.sitzung-online.de/public/to020?TOLFDNR=2005943&SILFDNR=2000272

... zur Sanierung des Sportpark Nord:
https://www.bonn.sitzung-online.de/public/to020?TOLFDNR=2005920&SILFDNR=2000272

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