Im Macke-Viertel startet „aus grün wird blau“ – das partizipatorische Kunstprojekt mit Färberwaid

Zum Zeitpunkt der Planung des Kunstprojekts um die Jahreswende war für uns überhaupt nicht vorstellbar und voraussehbar, was zurzeit während der Corona-Krise geschieht. Unser gewohntes alltägliches Zusammenleben wird in den Grundfesten erschüttert.

Die Gesundheit unserer MitbürgerInnen ist uns sehr wichtig. Wir sehen uns deshalb mit in der Verantwortung, eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Daher haben wir uns gefragt, ob wir das partizipatorische Kunstprojekt überhaupt durchführen sollen und können. Wir haben uns entschieden, „aus grün wird blau“ unter voller Beachtung der Ausgangsbeschränkungen fortzuführen und haben deshalb den Projektablauf entsprechend angepasst. Mit dem Kunstprojekt wollen wir Mut machen, auch in Zeiten des erforderlichen physischen Abstands das gemeinschaftliche Zusammenleben im Macke-Viertel weiter, wenn auch in veränderter Form, zu pflegen.

Die zweijährige Färberwaidpflanze, zentrales Thema des Kunstprojekts, lässt einen zeitlich flexiblen Projektablauf zu. Denn die für den Färbevorgang erforderlichen Blätter können mehrmals im Jahr bis zum Frost geerntet werden.

Von der Kick-Off-Veranstaltung am 21.03.2020 auf dem Frankenbadplatz haben wir Abstand genommen. Der geplante Frühlingsmarkt am 26.04.2020 findet nicht statt und wird, wenn möglich, zu einem späteren Zeitpunkt im Spätsommer/Herbst nachgeholt. Den weiteren Fortgang des Projekts, insbesondere die Gemeinschaftsveranstaltungen werden wir mit der Stadt eng abstimmen.

Die Bewohner*innen des Macke-Viertels pflanzen im Frühjahr Färberwaid im Viertel entsprechend ihrer Möglichkeiten im eigenen Garten, auf dem Balkon oder auf öffentlichen Flächen wie dem Maxgarten, auf Baumscheiben etc. Die Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler wurde schon vor Jahrhunderten als Färberpflanze kultiviert. Heute gewinnt Waid, auch „Erfurter Blau“ genannt, als Öko-Farbe für nachhaltige
Textilien wieder größere Bedeutung.

Im Sommer/Herbst tragen dann alle Projektteilnehmer*innen die geernteten Blätter auf dem Frankenbadplatz zusammen. Dort findet unter Anleitung der Künstlerin Cornelia Genschow ein Färberwaid-Workshop statt: Aus den Färberwaidblättern wird Öko-Farbe hergestellt, mit der
anschließend Textilien gefärbt werden. Cornelia Genschow führt die Projektteilnehmer*innen in die Graffiti-Technik mit Schablonen ein. Die gefärbten Textilien werden zum Abschluss mit Graffiti gestaltet.

Das partizipatorische Kunstprojekt „aus grün wird blau“ hat im Hinblick auf Nachhaltigkeit vor allem ökologische und soziale Aspekte im Blick. Mit dem Projekt sollen das nachbarschaftliche Miteinander weiter gestärkt und die im Macke-Viertel im Bereich Begrünung bereits aktiven Gruppen noch besser miteinander vernetzt werden. Es soll Wissen über alte Nutzpflanzen wie Färberwaid vermitteln sowie zum eigenen künstlerischen Arbeiten motivieren.

Das partizipatorische Kunstprojekt mit der im Macke-Viertel arbeitenden Künstlerin Cornelia Genschow sehen wir auch als einen eigenen bürgerschaftlichen Beitrag zur weiteren Etablierung des Macke-Viertels als zweiten Standort für bildende Kunst entsprechend den Zielen des Kulturkonzepts der Stadt Bonn.

Mit der Aktion wollen wir auch den Frankenbadplatz in seiner Funktion als zentraler Begegnungsort für alle Bevölkerungsgruppen stärken. Dabei wird die Grüne Insel zum zentralen Informationsort des Projekts. Außerdem werden wir regelmäßig auf unserer Facebook-Seite über den Fortgang des Kunstprojekts berichten.

März/April Aussaat von Färberwaid

Pünktlich zum Frühlingsbeginn haben wir auf dem Frankenbadplatz in der Grünen Insel neben dem Kinderspielplatz Färberwaid ausgesät sowie Informationen zum Kunstprojekt an der Grünen Insel angebracht. So können alle Nutzer*innen des Platzes sehen, wie die Färberwaid-Pflanzen wachsen und den Fortgang des Projekts mitverfolgen.

Auf die Kick-Off-Veranstaltung mit Verteilen des Färberwaid-Samens an alle Interessierten haben wir verzichtet und stattdessen den Projektteilnehmer*innen Samentütchen nach Hause zugestellt. Wir freuen uns sehr, dass bereits nach einer Woche trotz Corona-Krise fünfzehn Teilnehmer*innen mitmachen. Wir sehen dies als Bestätigung, dass ein Bedürfnis nach gemeinschaftlichen Aktivitäten auch in dieser unwirtlichen Zeit besteht. Gärtnern verbindet, auch wenn es „vereinzelt“ stattfinden muss.

Wir freuen uns auf weitere Teilnehmer*innen, denen wir gerne Färberwaid-Samen zur Verfügung stellen.

Ende April/Mai Verteilung vorgezogener Färberwaidpflanzen

Für diejenigen, die noch wenig Erfahrungen mit Gärtnern haben, zieht Cornelia Genschow fünfzig Färberwaidpflanzen in Töpfen vor. Diese werden wir unter Beachtung der Regelungen zur Eindämmung der Corona-Epidemie an weitere Projektinteressierte verteilen. Den genauen Termin werden wir rechtzeitig kommunizieren.

Sommer/Herbst Färberwaid-Workshop

An diesem Tag wird die Öko-Farbe hergestellt. Damit werden anschließend mitgebrachte Textilien und von uns bereitgestellte Baumwolltaschen gefärbt. Später werden diese mittels selbst hergestellter Schablonen und Textil-Farbspray weiter gestaltet. Wir hoffen, dass wir den Workshop spätestens im Spätsommer/Herbst auf dem Frankenbadplatz durchführen können. Den Termin geben wir rechtzeitig
bekannt.

Die Bonner Künstlerin Cornelia Genschow bereichert das Macke-Viertel bereits seit über 10 Jahren mit diversen künstlerischen Arbeiten. Nach dem Studium der Malerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bezog sie von 2004 bis 2009 ein Atelier im Atelierhaus des Bonner Kunstvereins und leitete im Weiteren bis 2018 den Raum für Kunst und Natur, einen Ausstellungsraum mit über 40 Einzelausstellungen internationaler Künstler*innen. Eine permanente Intervention befindet sich im Atrium des Museums August Macke Haus. Neben reger Ausstellungs- und Kuratorinnen-Tätigkeit hat Cornelia Genschow verschiedene Lehraufträge inne. Die Beschäftigung mit der Färberwaid-Pflanze begann die Künstlerin anlässlich der Beteiligung beim internationalen Wanderausstellungs-Projekt „Zur Nachahmung empfohlen“ in Erfurt. Ihre dort gesammelten Erfahrungen fließen in das Kunstprojekt „aus grün wird blau“ ein.

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